Zu viel Digitalisierung im Gesundheitswesen?
Videosprechstunden und digitale Impfausweise sind gefragt. Ganz im Gegensatz zu E-Rezepten und der digitalen Patientenakte. Woran liegt das?
Diese Frage wirft Gunnar Göpel von tagesspiegel.de in einem neuen Artikel vom 03.08.21 auf. „Wie viel Digitalisierung verträgt das Gesundheitswesen?“ betitelt er diesen und bezieht sich dabei auf zwei aktuelle Umfragen des Digitalverbands Bitkom. Diese ermittelte die Einschätzung der Menschen in Deutschland zum Grad der Digitalisierung des Gesundheitssystems.
Die Skepsis wächst weiter
Innerhalb eines Jahres gaben zehn Prozent der Befragten (vor einem Jahr 60% nun 70%) an, dass der deutsche Gesundheitssektor in Sachen Digitalisierung anderen Ländern hinterherhänge. Die fortschreitende Digitalisierung des Gesundheitswesens scheint zumindest bei den Deutschen innerhalb des letzten Jahres nicht wirklich sichtbar gewesen zu sein.
Anfängliche Probleme bei der Pandemie
Bitkom interpretiere diese Unsichtbarkeit der Digitalisierungsbemühungen damit, dass es gerade zu Beginn der Pandemie Probleme seitens der Gesundheitsämter in Sachen Nachverfolgung und Durchbrechen von Infektionsketten gegeben habe. Auch die anfänglichen Schwierigkeiten bei der Vergabe von Impfterminen habe zu dieser Einschätzung der Befragten beigetragen.
Schwierigkeiten mittlerweile im Griff
Hinzu komme dann noch das Chaos rund um die Corona-Warn-App. All dies habe eher zu einer Art der Ernüchterung und Frustration seitens der Befragten geführt, konstatierte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Zwar habe man mittlerweile viele dieser anfänglichen Schwierigkeiten in den Griff bekommen, doch rücke die vierte Welle gerade näher und die Skepsis bleibe groß.
Datenaustausch zwischen Gesundheitsämtern weiter unsicher
So sei auch jetzt der Datenaustausch zwischen den Gesundheitsämtern immer noch nicht ausreichend gesichert. Vielmehr brauche es eine bundesweite und vor Allem einheitliche Vernetzung zur Kontaktnachverfolgung.
Rund Dreiviertel der Befragten gaben an, dass sie glauben man hätte die Pandemie besser bewältigen können, wären digitale Technologien bereits erfolgreich implementiert gewesen. Doch es gibt auch Lichtblicke. So sei der digitale Impfausweis durchaus gut angenommen worden. Knapp 42% der Befragten hätten demnach bereits den digitalen Impfnachweis auf ihrem Smartphone.
Nutzung hängt vom Nutzen ab
Weitere 41% wollen sich zudem noch um diesen bemühen. Nur rund 12% der Befragten lehnen diesen gänzlich ab, obwohl sie über ein Smartphone verfügen. Die Zahlen verweisen darauf, dass es ein enormes Interesse der Bevölkerung an dieser digitalen Anwendung geben, so Rohleder weiter. Die Bürger seien also durchaus offen für digitale Technologien im Gesundheitswesen. Doch der Entwicklungsstand in Sachen E-Rezept sei weit weniger positiv zu bewerten.
„Die Vorteile, die sich die Menschen vom E-Rezept neben dem geringeren Papierverbrauch erhoffen, lassen sich durch das elektronische Rezept, wie es jetzt von der Gematik angeboten wird, gar nicht erschließen“ - Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer Bitkom
Die App enthalte, so Rohleder weiter nur Basalfunktionen, jedoch keinerlei zusätzliche Funktionen für einen zusätzlichen Nutzen für die Anwender. Es bedarf weiterer Öffnungen der Schnittstellen, damit Drittanbieter eigene Anwendungen anbieten können.
13 August 2021
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