Was ist Supply Chain Risikomanagement (SCRM)?
... und welche Rolle spielt die richtige Software, um Risiken im Lieferkettenmanagement zu reduzieren?
Lieferketten sind in unserer modernen Zeit zunehmend komplex und erstrecken sich auf globaler Ebene. Das hat seine Vorteile; geht jedoch auch mit zahlreichen Risiken einher. So sind Supply Chains beispielsweise sehr anfällig für externe Schocks, wie auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie gezeigt haben. Unternehmen können jedoch gezieltes Supply Chain Risikomanagement (SCRM) betreiben, um die Resilienz ihrer Lieferketten zu stärken und Engpässe oder Unterbrechungen zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Supply Chain Risikomanagement?
- Mögliche Risiken
- Risiken quantifizieren
- Risiken reduzieren mit SCRM
Was ist Supply Chain Risikomanagement?
Das Supply Chain Risikomanagement (engl. Supply Chain Risk Management) umfasst sämtliche Strategien, um mit alltäglichen ebenso wie unerwarteten Risiken entlang der Supply Chain umzugehen. Es basiert auf einer kontinuierlichen Bewertung von Risiken und soll die Anfälligkeit der Lieferkette gegenüber diesen reduzieren.
Zusammenarbeit ist gefordert
Dadurch, dass Lieferkettenprozesse zahlreiche Parteien umfassen, involviert ein erfolgreiches SCRM auch eine entsprechende Kollaboration. Während Unternehmen selbstverständlich auch zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung stellen, die eigenen Lagerbestände zu optimieren und so ihren eigenen Beitrag zur Kontinuität der Lieferkette beitragen können, ist SCRM weitaus mehr und erfordert einen Blick über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus.
Bevor wir uns jedoch näher mit den Maßnahmen befassen, die Unternehmen zur Risikominimierung entlang der Lieferkette ergreifen können, sollten zunächst exemplarisch einige Risiken beleuchtet werden.
Mögliche Risiken entlang der Supply Chain
Potenzielle Risiken, die die Kontinuität der Lieferkette gefährden könnten, sind überaus vielfältig. In Kombination mit der schieren Anzahl beteiligter Unternehmen (oftmals auch in unterschiedlichen Ländern) wird das SCRM so schnell zu einem komplexen Unterfangen, welches eine systematische Herangehensweise erfordert.
Naturereignisse und -Katastrophen
Einerseits wären da Naturkatastrophen und sonstige Naturereignisse, die Einfluss aus Infrastruktur, Logistik und Wirtschaft nehmen können. In jüngster Vergangenheit ist hier die Corona-Pandemie als Paradebeispiel zu nennen. Diese nahm auf globaler Ebene Einfluss. Doch auch lokal-begrenzte Naturereignisse und -Katastrophen, wie Tsunamis, Überschwemmungen o.Ä. können Einfluss auf Lieferkettenprozesse haben.
Einige dürften sich auch noch an den Fall der Ever Given erinnern. Das Containerschiff erlangte weltweit Bekanntheit, weil es durch seine Blockade des Suezkanals auch zu teils leeren Regalen führte.
Nachfrageschwankungen, "falsche" Bestandsplanung & Co.
Kommt es zu starken Schwankungen in der Nachfrage bestimmte Produkte, kann dies die Fähigkeit von Lieferanten beeinflussen, ausreichend Ware zu liefern, da nicht zwingend ausreichend vorgehalten wird. Schließlich verursachen Lagerbestände auch erhebliche Kosten, sodass sie nach Möglichkeit so gering wie möglich gehalten werden.
Weiterführende Informationen zum Thema finden Sie auch im Artikel "Just-in-Time: Belieferung und Produktion".
Grundsätzlich können Diskrepanzen zwischen der Nachfrageplanung seitens des Anbieters und der tatsächlich eintretenden Nachfrage zu Lieferschwierigkeiten führen. Dies muss jedoch nicht zwangsläufig Konsequenzen für die gesamte Lieferkette haben. Insbesondere gut vernetzte Unternehmen, die von zahlreichen unterschiedlichen Lieferanten beziehen können, haben hier im Fall eines anbieter-spezifischen Engpasses viel Handlungsspielraum und können so sicherstellen, dass sich das Problem nicht weiter durch die Lieferkette zieht.
Fehlerhafte Produkte
Schließlich können auch Produkte mit Mängeln (Fälschungen, unzureichende Qualität/Sicherheit und anderweitige Faktoren, die die Produktintegrität beeinflussen) Einfluss auf die gesamte Lieferkette nehmen. Wie gravierend der Einfluss ist hängt auch maßgeblich davon ab, wie schnell das Problem bemerkt mit und wie schnell Ersatz (bspw. bei einem anderen Anbieter) gefunden werden kann.
Supply Chain-Risiken quantifizieren
Wie eingangs erwähnt ist das Supply Chain Risk Management eine Aufgabe, die in ihrer Komplexität nicht zu unterschätzen ist. Grundsätzlich setzt sich das Risiko aus den Auswirkungen eines potenziellen Risikos sowie seiner Eintrittswahrscheinlichkeit zusammen. Es geht also nicht nur darum, wie gravierend die Folgen eines möglichen Problems sind, sondern auch wie wahrscheinlich es ist, dass das Problem überhaupt eintritt. Hierbei handelt es sich um eine allgemein gängige Methode zur Bewertung von Risiken, die auch in anderen Bereichen Anwendung findet.
Komplexität der Lieferkette erschwert Bewertung von Risiken
Im Lieferkettenmanagement kann sie jedoch an ihre Grenzen stoßen. Während sich bereits die möglichen Konsequenzen aufgrund der Komplexität von Supply Chain-Prozessen teils nicht einfach bemessen lassen, wird es bei der Eintrittswahrscheinlichkeit bedingt durch die schiere Anzahl beteiligter Parteien noch schwerer zu berechnen. So eignet sich diese Methode vor allem zur Risikobewertung von Standorten oder kleineren Untergruppen und kann nicht in jedem Fall ohne Weiteres auf die gesamte Supply Chain übertragen werden.
Vielfältige Risikobewertung in der Praxis
Da "Risiko" als solches somit schwer zu bemessen ist, setzen Unternehmen in der Praxis häufig auf die Bewertungen unterschiedlicher Arten von Risiken, wie beispielsweise der Ausfallsicherheit oder dem finanziellen Risiko. Geeignete Unternehmenssoftware liefert wichtige Kennzahlen, die Unternehmen bei der Quantifizierung und Einschätzung des Risikos unterstützen. Auch ISO-Normen helfen dabei, Risken zu minimieren.
Risiken reduzieren mit SCRM
Aus dem Abschnitt über die unterschiedlichen Arten möglicher Risiken sollte deutlich geworden sein, dass sich Risiken innerhalb der Supply Chain nicht gänzlich vermeiden lassen. Auch, wenn alle Beteiligten such an etablierte Standards halten, kollaborieren und Informationen in Echtzeit austauschen, kann es nach wie vor zu Zwischenfällen kommen, die "höhere Gewalt" sind.
Dennoch stehen Unternehmen einige Möglichkeiten zur Verfügung, das Risikoniveau innerhalb der Lieferkette in einem für alle Parteien akzeptablen Rahmen zu halten. Dazu gehört beispielsweise eine smarte Bestandverwaltung. Weiterführende Informationen zum Thema finden Sie im Artikel "Bestandsmanagement mit der ERP-Software". Auch alternative Beschaffungswege (bei infrastrukturell-bedingten Ausfällen) können die Resilienz der Lieferkette stärken.
Die Beziehung zu Geschäftspartnern
Bedingt durch den Stellenwert einer engen Kollaboration sowie einem proaktiven Informationsaustausch ist auch der Aufbau nachhaltiger Geschäftsbeziehungen als Resilienz-Faktor im Lieferkettenmanagement zu nennen. Dabei ist nicht nur ein breites Netzwerk von Bedeutung, sondern auch die Stabilität und Vertrauensbasis auf individueller Ebene. Auch hierbei kann eine geeignete Software für das Supply Chain Management btw. Extended Relationship Management Unternehmen unterstützen.
Softwareseitige Unterstützung in den Bereichen SCM, BI & Co.
Auch ein gezieltes Incident Management, sollte es zu Zwischenfällen kommen, kann softwareseitig unterstützt werden. Gleiches gilt für die Geschäftsanalytik (Business Intelligence; BI) zur kontinuierlichen Auswertung aktueller Risikomansgement-Strategien. Auch hier spielt künstliche Intelligenz; beispielsweise durch prädikative Sicherheitsmaßnahmen; eine immer größere Rolle.
Hierbei handelt es sich lediglich um eine Übersicht möglicher Ansätze und Rahmenbedingungen zur Risikominimierung innerhalb von Supply Chains. Wie in anderen Bereichen auch handelt es sich jedoch auch immer um eine Gratwanderung. Entsprechende Sicherheitsmaßnahmen beinhalten oft unterschiedliche Trade-Offs, wie beispielsweise zwischen finanziellem Aufwand oder Nachhaltigkeit und Risikovorbeugung. Als Beispiel ist hier der Einsatz von LKWs statt Zügen zur Risikominimierung zu nennen.
Insgesamt tragen jedoch eine umfassende Digitalisierung auf allen Ebenen sowie eine enge Zusammenarbeit mit anderen Gliedern der Lieferkette, welche ebenfalls softwareseitig unterstützt wird, maßgeblich zur Reduzierung von Risiken bei. Darauf können Unternehmen branchenübergreifend und unabhängig von ihrer Größe im Rahmen der eigenen Möglichkeiten setzen, um die Kontinuität der Supply Chain zu gewährleisten und ihre Resilienz zu stärken.
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