Standardsoftware vs. Individualsoftware: Vor- und Nachteile
Individuallösung oder doch Software von der Stange? Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede übersichtlich dargestellt.
Im Software-Bereich werden Lösungen mitunter nach der Grad ihrer Individualisierung unterteilt. Hier wird zumeist zwischen Standard- (SSW) und Individualsoftware (ISW) differenziert. Doch ist Individualsoftware wirklich immer besser als eine Lösung von der Stange, und was sind die Vor- und Nachteile beider Arten? Dieser Fragen wollen wir uns im Folgenden näher annehmen.
Inhaltsverzeichnis
Standardsoftware: Definition
Standardsoftware (SSW) sind Lösungen, welche als vorgefertigte Produkte für einen definierten Anwendungsbereich erworben bzw. gemietet werden können. Vorweg genommen werden soll an dieser Stelle, dass wir uns im Folgenden überwiegend mit Anwendungssoftware befassen werden.
Wenngleich es grundsätzlich auch im Bereich der Systemsoftware Individuallösungen gibt, ist hier der Einsatz von Standardlösungen deutlich üblicher. Auch auf rechtlicher Ebene gibt es einen Unterschied zwischen Individual- und Standardsoftware, denn der Erwerb einer Standardlösung gilt als Sachkauf.
Vorteile
Mit der Nutzung einer Standardlösung können zahlreiche Vorteile einhergehen. Dazu zählen:
- Schneller verfügbar: Kürzere Einführungsdauer,
- Niedrigere Kosten,
- Schulungen durch den Anbieter,
- Breite User-Community: Häufig Verfügbarkeit von Support-Material, Foren FAQs, etc.
- keine Zusatzprogrammierung.
Nachteile
Gleichzeitig gibt es jedoch auch einige potenzielle Nachteile:
- Eingeschränkte Anpassungsmöglichkeiten,
- eingeschränkte Schnittstellen,
- Zusatzkosten und -Aufwand für Customization
- Eingeschränkte Abgrenzung von anderen Nutzern (ggf. Mitbewerbern).
Erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass sich auch innerhalb von Standardsoftware große Unterschiede von System zu System finden. So werden einige Systeme beispielsweise auch im Standard über deutlich mehr Möglichkeiten zur Einrichtung von Schnittstellen verfügen als andere.
Was ist Individualsoftware?
Bei einer individuellen Softwarelösung handelt es sich um ein System, welches speziell für einen bestimmten Anwender entwickelt wird. Hierbei handelt es sich zumeist nicht um einen bestimmten End-User, sondern einen Kunden, wie ein Unternehmen. Wie der Name bereits vermuten lässt werden diese maßgeschneidert gemäß der Anforderungen des Kunden entwickelt.
Bei einer maßgeschneiderten Lösung handelt es sich im Gegensatz zu einer Standardsoftware nicht um einen Sachkauf. Stattdessen wird ein Werkvertrag bzw. ein Werklieferungsvertrag abgeschlossen.
Gründe für eine individuelle Lösung
Es gibt unterschiedliche Gründe, wegen derer sich Unternehmen für die Einführung einer individuellen Software entscheiden. So ist es beispielsweise möglich, dass dem Unternehmen schlichtweg keine Lösung bekannt ist, die im Standard ihren Anforderungen gerecht wird.
Zwar sind häufig Anpassungen möglich; je nach Komplexität der Anforderungen kommen jedoch auch diese irgendwann an ihre Grenzen oder werden schlichtweg zu kostspielig, sodass sich eine maßgeschneiderte Software auch aus Kostenpunkten lohnt. Auch wollen manche Unternehmen die weitere Entwicklung ihrer Software selbst in die Hand nehmen und sich in diesem Zuge nicht an einen Anbieter binden bzw. von diesem abhängig machen.
Vorteile von Individualsoftware
Darüber hinaus können mit der Einführung einer Individualsoftware zahlreiche Vorteile einhergehen:
- Umfassende Personalisierungs-/ Customization-Möglichkeiten,
- Alleinstellungsmerkmal: Mitbewerber nutzen nicht dieselbe Lösung,
- Maßgeschneidert auf die jeweiligen Anforderungen zugeschnitten,
- Geeignet für besonders umfassende und vor allem komplexe/ spezifische Anforderungsprofile.
Nachteile
- (Deutlich) höhere Kosten,
- Längere Einführungszeit/ Projektdauer,
- Größerer Aufwand in Entwicklung und Implementierung,
- Alleinstellungsmerkmal als Nachteil: Keine öffentlich zugänglichen Support-Ressourcen, FAQs, Foren, etc.
Verwandt: Die Risiken kundenspezifischer Software.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Schulungsmaterialien und andere Support-Ressourcen bei einer Standardsoftware zwar bereits bereitstehen und bei einer Individuallösung erst erstellt werden müssten. In der Praxis ist jedoch auch der Schulungsaufwand bei Individuallösungen zumeist geringer als bei Standardsoftware.
Standard- vs. Individualsoftware: Kosten
Befassen wir uns an dieser Stelle noch einmal detaillierter mit den Kosten. Wie bereits erwähnt ist das Budget in Unternehmen, die eine Individualsoftware in Auftrag geben wollen, zumeist deutlich höher als bei Standardlösungen. Dennoch gibt es bei beiden Arten weitere (Kosten-)Faktoren, derer sich Unternehmen bewusst sein sollten.
Wann lohnt sich eine Individualsoftware?
Einerseits wären da die Kosten für eine Customization von Software. In manchen Fällen kann es sowohl einfacher als auch kostengünstiger sein, eine Anpassung in einem bestimmten Bereich einer Standardsoftware vorzunehmen, als gleich auf eine vollständig maßgeschneiderte Lösung zurückzugreifen. Werden die Anforderungen und der damit verbundene Anpassungsaufwand als zu umfangreich und komplex, kann hingegen eine Individualsoftware die geeignetere Alternative aus finanzieller Sicht sein.
Cloud vs. On-Premises
Im Bereich der Standardlösungen sind die Anpassungsmöglichkeiten bei Cloud-Lösungen zudem in der Theorie eingeschränkter als bei On-Premises Systemen. Bei lokalen Lösungen befindet sich das Unternehmen tatsächlich in Besitz der Software. Bei einer Cloud-Software wird die Software als Dienstleistung bezogen bzw. gemietet.
Kostenerhöhende und kostensenkende Faktoren
Darüber hinaus sollten sich Unternehmen kostensenkender und kostenerhöhender Faktoren bewusst sein. So birgt eine kurze Entwicklungszeit bei Individualsoftware beispielsweise das Risiko, dass überstürzt Entscheidungen getroffen werden, welche sich dann an späterer Stelle als falsch oder kostspielig herausstellen. Auch sollten sich Unternehmen im Vorab konkret mit ihren Anforderungen auseinandersetzen und vermeiden, sich an späterer Stelle allzu oft "umzuentscheiden", da dies Kosten und Aufwand ebenfalls in die Höhe treiben kann.
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